Donnerstag, 24. Januar 2019

Europarat fordert Wende in der Mobilfunkpolitik


Europarat fordert Wende in der Mobilfunkpolitik


Noch immer glauben viele Menschen, dass die offiziellen Grenzwerte ausreichend vor der Strahlung des Mobilfunks und anderer Funkanwendungen, wie zum Beispiel WLAN schützen. Immer wieder erlebe ich, dass die Menschen mich ungläubig anschauen, wenn ich erzähle, dass ich nach mehrstündiger WLAN-Bestrahlung nachts nicht schlafen kann und mein Körper regelrecht unter Spannung steht. „Das kann nicht sein“, alles Einbildung, „Aberglaube“, höre ich dann oft.

Dabei haben viele Studien gezeigt, dass die Strahlung von Mobilfunk, WLAN, Schnurlostelefonen und Bluetooth auch unterhalb der geltenden Grenzwerte wirksam ist1.

Die bisherigen Grenzwerte schützen den Körper nur vor Schäden durch Überhitzung (thermische Wirkung), Effekte, die auf anderen Wirkungsmechanismen beruhen, sogenannte athermische Effekte, bleiben aber dabei völlig außen vor.

Generell hat die Aufmerksamkeit für die Schädlichkeit der Funkstrahlung in den letzten Jahren eher nachgelassen, die Belastung nimmt mit immer neuen technischen Spielereien und Anwendungen aber immer mehr zu.

Doch nun hat die Europäische Union endlich reagiert. Sie hat deutlich gemacht, dass eine Wirkung auf die Gesundheit auch unterhalb der Grenzwerte berücksichtigt werden sollte und fordert von den Mitgliedsstaaten ein deutliches Umdenken:

Der zuständige Ausschuss des Europarates hat ein Zeichen gesetzt. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution und dem dazugehörigen Report fordert der Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und regionale Angelegenheiten am 06.05.2011 ein grundsätzliches Umsteuern in der Mobilfunkpolitik. Am 27.05.2011 wurde die Resolution vom Ständigen Ausschuss des Europarates übernommen und angenommen.
Detailliert wird in dem Report der Stand der Forschung wiedergegeben, werden Schutz- und Vorsorgemaßnahmen gefordert, eine Forschungsförderung für neue Technologien und besonders eine Aufklärung unter Kinder- und Jugendlichen angemahnt. Vergleichbares fordert indessen auch die neue Resolution des Russischen Nationalen Komitees zum Schutz vor Nicht-Ionisierender Strahlung (RNCNIRP) mit dem Titel Elektromagnetische Felder von Handys: Gesundheitliche Auswirkung auf Kinder und Jugendliche von 2011, die ebenfalls von Diagnose-Funk ins Deutsche übersetzt wurde. Mit diesem Brennpunkt wollen wir Ihnen dieses wichtige Dokument des Europarates in deutscher Sprache zugängig machen, damit es seine größtmögliche Verbreitung und Wirkung erzielen kann.

Übersetzungsgrundlage: Fassung des Umweltausschusses vom 06.05.2011:

Die potentiellen Gefahren durch elektromagnetische Felder und ihre Auswirkung auf die Umwelt
Bericht 1: Komitee für Umwelt, Landwirtschaft und lokale und regionale Angelegenheiten
Berichterstatter: Herr Jean Huss, Luxemburg, Group Socialist (Anm. der Red.: Mandatsträger der Grünen Partei Luxemburg), Doc. 12608, 06.05.2011


Zusammenfassung:
Die Felder von Stromleitungen, Radar, Telekommunikation oder Mobilfunk scheinen potenziell schädliche, nicht-thermische biologische Effekte auf Pflanzen, Insekten und Tiere sowie auch auf den menschlichen Körper zu besitzen, selbst wenn dieser einer Strahlung ausgesetzt ist, die noch unterhalb der offiziellen Grenzwerte liegt.

Man sollte das Vorsorgeprinzip anwenden und die aktuell bestehenden Grenzwerte überarbeiten.

Nach Angaben der WHO stellen elektromagnetische Felder aller Frequenzen die am häufigsten und schnellst wachsenden Umwelteinflüsse dar. Alle Bevölkerungsgruppen sind mittlerweile den unterschiedlichsten Graden elektromagnetischer Felder ausgesetzt, wobei die Belastung durch die sich ständig weiterentwickelnde Technik noch weiter wachsen wird.

Das Komitee weist darauf hin, dass: „es immer noch große Untätigkeit im Zusammenhang mit bekannten oder neuartigen Umwelt- und Gesundheitsrisiken gibt, und es faktisch sogar systematische Verzögerungen bei der Annahme und Umsetzung effektiver Präventionsmaßnahmen gibt. Ein Warten auf ein Mehr und Mehr an wissenschaftlichen und klinischen Beweisen könnte zu sehr hohen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Kosten führen.

Die Versammlung empfiehlt den Mitgliedsstaaten:

  • Alle zumutbaren Maßnahmen zu ergreifen, um elektromagnetische Felder zu reduzieren, insbesondere die Funkfrequenzen von Handys und ganz besonders die Belastungen für Kinder und Jugendliche, die das höchste Risiko zu haben scheinen.
  • Die wissenschaftlichen Grundlagen der derzeit geltenden Grenzwerte weisen erhebliche Mängel auf und sollten neu bewertet werden. Auch athermische Effekte müssen berücksichtigt werden.
  • Informationskampagnen zu den Risiken schädlicher langfristiger biologischer Wirkungen in Gang zu setzen
  • Den Bedürfnissen elektrosensibler Personen Rechnung zu tragen und strahlungsfreie Gebiete einzurichten
  • Die Erforschung neuer Arten von Antennen Handys und DECT Geräten fördern und die Forschung an einer Telekommunikation zu unterstützen, die auf anderen, weniger gesundheitsschädlichen, Technologien basiert.
  • Warnhinweise in Form einer Gerätebeschriftung einzuführen, die auf die Gefahren durch Strahlung hinweist.
  • Die offizielle Empfehlung von kabelgebundenen Festnetzanschlüssen
  • Alle Handys, DECT-Telefone, WLAN-oder WLAN-Systeme an Schulen und in den Klassenräumen zu verbieten

Soweit, die wichtigsten Punkte in Kürze. Den vollständigen Text finden Sie bei http://www.diagnose-funk.org unter: http://www.diagnose-funk.de/assets/df_bp_europarat_2011-05-27.pdf


1Belege für diese vermeintlichen "Risiken" gibt es derzeit keine. Internationale Studien haben bislang nie Zusammenhänge zwischen elektromagnetischer Strahlung wie der von Handys und Krankheiten nachgewiesen (spiegel online).

Der Spiegel bezieht sich hier auf die sogenannte „Interphone Studie“. Hier geht es allerdings ausschließlich um den Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und Hirntumoren. Dieser konnte nach gängigen wissenschaftlichen Kriterien nicht eindeutig nachgewiesen werden.

Deshalb Entwarnung zu geben ist allerdings äußerst „unwissenschaftlich“ und grob verallgemeinernd, denn es gibt sehr wohl andere wissenschaftlich nachgewiesene Effekte und durchaus Belege für die laut Spiegel „vermeintlichen Risiken“, die der Spiegel übrigens in der Sendung „Handystrahlung“ von Spiegel TV vom 6.12.2007 selbst ausführlich darstellt

·          Verschiedene Forscher fanden Veränderungen der Gehirnströme durch den Einfluss von Handystrahlung. Am bekanntesten sind die Forschungen von Dr. Lebrecht von Klitzing von der Medizinischen Universität Lübeck.
·          Prof. Dr. Peter Semm von der Universität Frankfurt forschte für die Telekom. Eigentlich sollte er nichts finden – leider fand er doch heraus, dass Nervenzellen auf gepulste Mobilfunkstrahlung reagieren.
·          Mehrere Studien fanden eine Beeinflussung des Schlafs bei Versuchspersonen, die während der Nacht der Strahlung eines Mobilfunktelefons ausgesetzt waren. Die REM-Phasen waren deutlich vermindert und die Alpha-Gehirnwellen wurden von der Strahlung beeinflusst.
·          H.Lai und N.Singh von der Universität Washington fanden nach Handybestrahlung vermehrt DNS-Brüche im Gehirn. Die Erbinformation von Gehirnzellen wird geschädigt und das Risiko für die Entwicklung eines Tumors steigt. Dabei lag die absorbierte Energie pro Kilogramm Körpergewicht (SAR) sogar noch unter dem heute für Handys zulässigen Wert von 2 W/kg!
·          Dr. Michael Repachioli konnte nachweisen, dass Mäuse, die 9 Monate mit gepulster Hochfrequenz bestrahlt wurden, wie sie von Handys ausgeht, eine doppelt so hohe Krebsrate aufwiesen, wie die unbestrahlte Kontrollgruppe. Eigentlich wollten er und seine Kollegen mit ihrer Studie das Gegenteil beweisen.
·          Schwedische Wissenschaftler der Universität Lund fanden heraus, dass Mobilfunkstrahlung die Blut-Hirn-Schranke öffnet, so dass Giftstoffe und Eiweißkörper ungehindert ins Gehirn eindringen und die empfindlichen Nervenzellen schädigen können. Inzwischen wurde dies auch durch eine deutsche Wissenschaftlergruppe bestätigt.
·          Wissenschaftler der Uniklinik Zürich entdeckten, dass die Immunreaktion von Zellen durch Handystrahlung um 90% vermindert wird.
·          Das System der körpereigenen Stimulanzien wird von Handystrahlung ungünstig beeinflusst. Ungewöhnliche Gefühlszustände können auftreten: das Erleben von Freude, Panikattacken, Neurosen, Psychosen sind möglich. Bei Ratten und Affen wurde die Einflussnahme von Mikrowellen auf Lernen, Gedächtnis, Zeitwahrnehmung und Aufmerksamkeit bei sehr geringen spezifischen Absorptionsraten (SAR) gefunden.
·          Eine neue Forschungsarbeit des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung zeigt: Menschliche Zellen könnten beim Mobiltelefonieren viel stärker erhitzt werden als bislang angenommen. Nicht nur um maximal 1 °C, wie dies die Grenzwerte vermeintlich zusichern, sondern um sage und schreibe bis zu 100 °C. Derartige Temperaturspitzen können im Gehirn die empfindlichen Synapsen, das sind die elektrochemischen Schaltstellen für Denkvorgänge, zerstören.(Quelle: http://www.izgmf.de)